Was sind überhaupt Lebendhefen?

Seit Jahrhunderten macht sich der Mensch sowohl bei der Herstellung von alkoholischen Getränken wie auch beim Brotbacken die positiven Eigenschaften von Hefen zunutze. Bei Hefen handelt es sich um einzellige Pilze, die sich unter Anwesenheit von Wärme und Feuchtigkeit vermehren und dabei Kohlenhydraten verstoffwechseln. Der am häufigsten verwendete Stamm ist Saccharomyces cerevisiae, auch bekannt als Brau- oder Backhefe.

In der Praxis muss jedoch zwischen dem Einsatz von toten Bierhefen und Lebendhefen unterschieden werden. Bei beiden handelt es sich um Hefen des Stamms Saccharomyces cerevisiae. Die tote Bierhefe ist jedoch ein Nebenprodukt des Brauprozesses und wird wegen ihres Nährwertes als Einzelfuttermittel, frisch oder getrocknet, verfüttert. Diese inaktivierten Hefen besitzen wertvolles Protein, sind reich an B-Vitaminen und weiteren Co-Faktoren. Bei Lebendhefen hingegen handelt es sich um stoffwechselaktive Hefen, die speziell für die Tierernährung gezüchtet werden. Sie zählen zur Gruppe der Futtermittelzusatzstoffe.

Und welche Auswirkungen haben Lebendhefen auf das Tier?

Im Allgemeinen beruhen die positiven Effekte der Lebendhefe auf ihrer probiotischen Wirkung. Als Verdauungsförderer verdrängt sie unerwünschte Mikroorganismen und stabilisiert die natürliche Balance im Darm bzw. im Pansen.

Beim Einsatz von Lebendhefe in der Rinderfütterung konnten nachweislich positive Effekte auf den Pansenstoffwechsel festgestellt werden (Abbildung 1). Diese Effekte führen langfristig zu gesünderen und leistungsstärkeren Tieren.

JOSERA Grafik Lebendhefe

Abbildung 1: Positive Einflüsse von Lebendhefen auf den Pansenstoffwechsel

Generell sorgen Lebendhefen in der Milchviehfüttern für optimale Bedingungen für die Pansenmikroben. Durch die Verwertung von Restsauerstoff, wie auch durch die Bereitstellung von Mikronährstoffen wird die Aktivität und das Wachstum von erwünschten Bakterien positiv beeinflusst.

  • Zu diesen Bakterien gehören die laktatverwertenden Bakterien. Diese halten die Konzentration an Laktat im Pansen möglichst gering und stabilisieren so den pH-Wert des Pansens. Infolgedessen sinkt das Risiko einer Pansenazidose.
  • Auch die cellulolytischen Bakterien werden gefördert. Diese sind für einen effektiven Rohfaserabbau verantwortlich. Das bringt gleiche zwei Konsequenzen mit sich. Die erhöhte Verwertung von Rohfaser führt zu einer verbesserten Futterverwertung durch den Anstieg an flüchtigen Fettsäuren. Während gleichzeitig die Futteraufnahme stimuliert wird.
  • Die Vermehrung beider Bakteriengruppen steigert die Ammoniak-Verwertung und erhöht die bakteriellen Proteinsynthese. Somit kann davonausgegangen werden, dass mehr mikrobielles Protein am Dünndarm ankommt und dem Tier zur Verwertung bereitsteht.

Werden diese Effekte auch beim Kalb sichtbar?

 Das neugeborene Kalb besitzt zunächst einen funktionslosen Pansen. Die aufgenommene Tränke gelangt aufgrund des Schlundrinnenreflexes in den Labmagen. Sobald das junge Tier Festfutter in Form von Raufutter, Kälber-TMR oder Kälber-Müsli aufnimmt, ist der Einsatz von Lebendhefen sinnvoll.

Das aufgenommene Festfutter gelangt in den Pansen und stimuliert die Pansenaktivität. In der Regel treten dort die gleichen Effekte wie bei der ausgewachsenen Kuh auf. Die Lebendhefen fördern die Rohfaserverwertung und regen die Futteraufnahme an. So ist es möglich, dass das junge Tier bereits früh größere Mengen an Festfutter verwerten kann. Dies hat positive Auswirkungen auf die täglichen Zunahmen der Kälber. Gleichzeitig mindert die Unterstützung der Raufutterverdauung den Stress beim Absetzen der Tränke, sodass das auftretende „Entwicklungsloch“ nach dem Absetzen abgefedert wird.

Die Ergebnisse aktueller Untersuchungen deuten darauf hin, dass Azidose beim Kalb keine Ausnahme darstellt, sondern häufig die Regel ist. Wenn der Pansen noch nicht vollständig entwickelt ist, können Kälber bei einer frühzeitigen Umstellung auf das Festfutter bereits im jungen Alter an einer subklinischen Pansenazidose erkranken. Lebendhefen können das Risiko reduzieren. Sowohl vorsorglich als auch bei akuten Fällen stabilisieren Lebendhefen durch ihre Laktat-reduzierende Wirkung das Pansenmileu.

Zudem wird von einem verbesserten Gesundheitsstatus der Kälber berichtet. Dabei führte der Einsatz von Lebendhefen zu einem festeren Kot der Kälber und reduzierte die Durchfalltage. Dieser Effekt steht möglicherweise im Zusammenhang mit der Eigenschaft von Hefezellewänden Toxine oder auch Enterobakterien wie E.Coli zu binden.

Alles in Allem fördert der Einsatz von Lebendhefe ein gesundes und schnelles Wachstum junger Kälber, die zu vitalen, leistungsstarken Milchkühe heranwachsen und hält die Aufzuchtskosten gering.

Was ist bei dem Einsatz zu beachten?

 Lebendhefen siedeln sich nicht dauerhaft im Verdauungstrakt des Tieres an. Bei einer einmaligen Zufuhr leben die Hefezellen ca. 30 h im Pansen, ohne sich zu vermehren. Daher ist es wichtig, dem Tier täglich über die Fütterung Lebendhefen zu verabreichen. In der Regel sind die Lebendhefekulturen schon in Mineral-, Kraft-, Ergänzungs- oder Spezialfutter eingemischt und müssen nicht speziell der Ration zugesetzt werden.

Auch sollte beim Einsatz berücksichtigt werden, dass die Pansenmikroben 2-3 Wochen benötigen, um sich umzustellen. Das entspricht der normalen Anpassungsphase eines Rationswechseln. Nach dieser Zeit werden in der Regel die positiven Effekte der Lebendhefen ersichtlich.

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 Im Kälberbereich:

Im Rinderbereich:


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