Totale Mischration – TMR

Bei der TMR werden alle Futterkomponenten (Grundfutter, Kraftfutter und Mineralfutter) in einer Mischung den Tieren als Ration vorgelegt. Hinsichtlich der Kraftfuttermenge sollten mehrere Gruppen unterteilt werden, um eine Über- bzw. Unterversorgung zu vermeiden. Es findet keine Kraftfutterergänzung statt.

Wissenswert!

Bei einer Mischration können auch weniger Schmackhafte, aber dennoch wichtige Futterbestandteile wie Stroh zur Erhöhung des Strukturanteils, mit eingemischt werden. So wird sichergestellt, dass auch diese nicht aussortiert werden.

Aufgewertete Mischration – AMR

Bei der aufgewerteten Mischration enthält die Ration am Futtertisch idealerweise alle Grundfutterkomponenten, Mineralfutter und einen Anteil Kraftfutter für einen herdenindividuellen Milcherzeugungswert. Dieser ist auf das jeweilige Leistungspotential der Herde ausgelegt. Das übrige Kraftfutter wird tierindividuell, je nach aktuellem Leistungsstand der Tiere, beispielsweise über eine Kraftfuttertransponderstation, zugeteilt.

 

Vergleich der Systeme

Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf beider Verfahren ist die Verfügbarkeit mehrerer Futterkomponenten zum Ausgleich der Grundfutterration und zum Abdecken eines angestrebten Milcherzeugungswertes. Wichtig ist, ein homogenes Durchmischen der Ration zu gewährleisten. Nur so kann einer Selektion einzelner Futterkomponenten am Futtertisch entgegengewirkt werden!

Aus ernährungsphysiologischer Sicht stellt die TMR eine optimale Fütterungsform dar. Vorausgesetzt es werden mehrere Leistungsgruppen mit unterschiedlichen Rationen, die auf den jeweiligen Leistungsanspruch ausgelegt sind, gehalten. Das setzt eine gewisse Herdengröße voraus. Sind diese Bedingungen erfüllt, bietet die TMR einige Vorteile. Im Pansen wird eine möglichst synchrone Fermentation erzielt. Eine gleichzeitige Fermentation von Futterkomponenten aus Energie und Protein wirkt sich positiv auf die Tiergesundheit und die Milchleistung aus. Es kommt zu geringeren pH-Wert-Schwankungen im Pansen. Das führt z.B. zu einer geringeren Acidosegefahr.

Bei einer AMR hingegen ist die Acidosegefahr bei Tieren, die höhere Kraftfuttermengen über den Transponder abrufen durch heftige pH-Wert -Schwankungen ständig präsent. Die einzelnen Kraftfutterportionen sollten auf mehrere kleine Portionen verteilt werden.

Ein weiterer Vorteil der TMR ist, dass durch die homogene Durchmischung einer Selektion einzelner Futterkomponenten entgegengewirkt wird. Außerdem hat man die Möglichkeit, aus der Region verfügbare preiswerte Nebenprodukte einzusetzen. Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht sind die Arbeitserleichterung und die Zeitersparnis als weitere Vorteile einer TMR einzuschätzen. Ebenso werden die Kosten für eine Transponderkraftfutterstation oder vergleichbares eingespart.

Nachteile bei der TMR: Das Halten von mindestens zwei, besser drei Leistungsgruppen ist Voraussetzung für eine physiologisch sinnvolle TMR. Das stellt kleinere Bestände vor Schwierigkeiten. Bei einer AMR hingegen kann das Kraftfutter tierindividuell zugeteilt werden und diese ist auch für kleinere Betriebe bestens geeignet. Wird hingegen bei der TMR-Fütterung nur eine Leistungsgruppe gehalten, sind Unterversorgungen bei Tieren am Anfang der Laktation mit den dazugehörigen Stoffwechselproblemen, wie beispielsweise Ketose, keine Seltenheit. Des Weiteren steigt die Gefahr einer Verfettung der Tiere zum Ende der Laktation. Diese Tiere bereiten dann häufig in der Anfütterungsgruppe Probleme, starten schlecht in die Laktation und es beginnt ein Teufelskreis, der weitere negative Folgen wie beispielsweise Fruchtbarkeitsprobleme usw. nach sich ziehen kann.

Weitere mögliche Probleme, die sowohl bei einer TMR als auch bei einer AMR auftreten, können beim Durchmischen der einzelnen Futterkomponenten entstehen. Zum Beispiel kann es durch eine zu lange Durchmischung der Komponenten zu einem Strukturmangel in der Ration kommen. Dann wurde das Futter buchstäblich zu „Brei“ gemischt. Das wiederum erhöht die Gefahr einer Acidose im Bestand.

Fazit

Beide Systeme bieten sowohl Vor- als auch Nachteile. Es kommt auf die Gegebenheiten des jeweiligen Betriebes an, welches System besser passt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Josera-Berater vor Ort. Eine ausführliche Beratung erhalten Sie beim Josera-Beratungsservice.

Kompakt TMR – was steckt dahinter?

Welche Idee steckt hinter dem neuen Fütterungskonzept von Dr. Niels Bastian Kristensen aus Dänemark?

Die Anforderungen an eine herkömmliche TMR und die damit zusammenhängenden Herausforderungen sind wohl bekannt, aber alles andere als leicht zu erfüllen. Eine gute Ration muss nicht nur inhaltlich über bestimmte Nährstoffe, ausreichend Struktur und eine gute Schmackhaftigkeit verfügen.

JOSERA Rinder im Fressständer fressend

Futterselektion

Entscheidend ist vor allem, dass diese in einer homogenen Mischung vorliegt und gleichmäßig gefressen wird. Nur bei Vermeidung der Futterselektion am Futtertisch kann die Hochleistungskuh entsprechend ihrem Bedarf gesund gefüttert und die Funktionsfähigkeit und Gesundheit des Pansens aufrecht gehalten bzw. verbessert werden. Viele vorgelegte Rationen erfüllen rein rechnerisch die Vorgaben, um die laktierende Kuh richtig zu versorgen. Ein Blick auf den Futtertisch oder in die Milchleistungsprüfungen offenbaren hier jedoch häufig Schwachstellen der vorgelegten Ration, wie die beiden Bilder darstellen und häufig in der Praxis anzutreffen sind.

JOSERA Rind, Futterselektion am Futtertisch

Bild: Futterselektion am Futtertisch (Foto Kristensen)

JOSERA Rind, Tunnelfraß in frisch vorgelegtem Futter

Bild: Tunnelfraß in frisch vorgelegtem Futer (Foto Kristensen)

Kompakt TMR Definition

Bei einer Kompakt TMR werden die Kraftfutterkomponenten im Mischwagen eingeweicht. Erst danach werden die restlichen Bestandteile dazu gemischt. So soll eine Selektion verhindert und eine gleichmäßige Fütterung erreicht werden.

Futterkonzept Kristensen

Mit dem neu entwickelten Fütterungskonzept will Kristensen erreichen, dass sowohl die Futterselektion und damit auch Schwankungen der aufgenommenen Nährstoffe als auch Rangkämpfe am Futtertisch der Vergangenheit angehören. Das Ziel muss es sein, der Kuh 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche am Futtertisch ein und das gleiche Futter anzubieten.

Wie funktioniert die Herstellung einer „Kompact TMR“?

Vor Anwendung der Kompakt TMR gibt es laut Kristensen drei Punkte die unbedingt beachtet werden sollen:

  • Bewertung der Rationszusammensetzung
  • Bewertung des Fress- und Tierverhaltens
  • Bewertung der Funktionsweise des Futtermischwagens

Diese drei Punkte sollten, unabhängig vom Fütterungssystem regelmäßig beobachtet und beurteilt werden. Bei dem Verfahren zur Erstellung einer Kompakt TMR stellt Kristensen ein Fütterungsprotokoll zur Verfügung, welches den Ablauf genau schildert. Diese Prozesse müssen in ihrer Form und der erforderlichen Zeit eingehalten werden, ansonsten ist das System nicht zu empfehlen und eine erfolgreiche Umsetzung nicht möglich.

Tabelle 1 Fütterungsprotokoll zur Herstellung einer Kompact TMR (nach Kristensen)

In der ersten Phase gilt es, alle trockenen Komponenten, wie Getreide, Kraftfutter und Pellets, mit Wasser eine Stunde einzuweichen, bei Verwendung von Trockenschnitzeln 12 Stunden. Während der Zugabe des Wassers ist es empfehlenswert den Mischer laufen zu lassen. Das Wasser hilft dabei, die Futtermittel später an die Grassilage „anzuheften“ und erhöht das Gewicht der Mischung, wodurch die Funktionsweise des Mischwagens verbessert wird. Die erforderliche Wassermenge entspricht der Gesamttrockenmasse der einzuweichenden Rationskomponenten. Zuviel Wasser stellt dabei keine Gefahr dar, nur bei Verwendung von zu wenig Wasser kann es zu Klumpenbildung kommen, die sich im weiteren Verlauf nicht mehr auflösen lassen. Das Mineralfutter kann während Phase eins oder zwei hinzugefügt werden. Im zweiten Schritt erfolgt die Zugabe von Grassilage und anderem Faserfutter. Hierbei ist darauf zu achten, dass während des Mischvorgangs das gesamte Futter wirklich gemischt und nicht nur bewegt wird. Die Mischzeit von 15 – 20 min darf nicht unterschritten werden. Bei dem dritten Schritt wird die Maissilage ergänzt und ebenfalls 15 – 20 min gemischt. Bei horizontalen Mischwagen empfiehlt Kristensen sich eher an die 20 min zu halten. Zwischen der Phase „Strukturieren und Finalisieren“ und beim Ablegen des Futters sollte der Futtermischwagen nicht angehalten werden, da sonst bei Wiederanschalten Schäden an der Maschine aufgrund des hohen Futtergewichts entstehen können. Die Trockenmasse in der fertigen Ration sollte unterhalb von 38 % liegen und die Futtermenge so berechnet sein, dass etwa 2 % Futterreste (entspricht etwa 1 kg / pro Kuh) auf dem Futtertisch verbleiben. Einen leeren Futtertisch gilt es absolut zu vermeiden.

Für größere Herden, für die verschiedene Rationen an einem Tag erstellt werden, bietet es sich an, zu hinterfragen, welche Schritte des Herstellungsprozesses mehrfach durchgeführt werden können. Es ist möglich, den Herstellungsprozess nach Phase 1 oder 2 zu unterbrechen, zwischendurch abzuladen und dann für die jeweilige Fütterungsgruppe anzupassen.

Welche Veränderungen lassen sich im Fress- und Tierverhalten feststellen?

Das Bild und Videomaterial von Kristensen zeigte eindeutig, welche Ergebnisse mit der Kompakt TMR erreicht werden können. Bei erfolgreicher Umsetzung erfolgt keine Futterselektion mehr, sondern die Tiere fressen die ihnen vorgelegte Ration von der Spitze weg. Sehr beeindruckend war ein kurzes Video, bei dem die Kühe frisches Futter vorgelegt bekamen. Das typische Bild aus der Praxis, dass alle Kühe am Futtertisch stehen bzw. bei Neuvorlage / Anschieben an den Futtertisch kommen, war hier nicht gegeben.

JOSERA Rinder fressen die Ration von der Spitze

Bild: Kühe fressen die Ration von der Spitze (Foto: Kristensen)

Die Tiere verblieben in ihren Liegeboxen. Kühe lernen schnell und da sie erfahren haben, dass eine Futterselektion unmöglich ist, und sie sich dadurch keinen vermeintlichen „Vorteil“ verschaffen können, verspüren sie keinen Anreiz zum Futtertisch zu stürmen. Der Teil der Tiere die am Futtertisch stehen soll nach Kristensen unter 50 % liegen. Dadurch werden Rangkämpfe reduziert und jedes Tier bekommt die Chance zu jeder Tageszeit die benötigte Menge an Futter aufnehmen zu können. Das Resultat zeigt das nebenstehende Bild. Die Kühe bekamen morgens frisches Futter vorgelegt, ohne das es einmal angeschoben wurde. Die Aufnahme des Fotos wurde laut Kristensen nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr gemacht. An keiner Stelle entlang des Fressgitters ist der Boden des Futtertisches zu erkennen. Die Kühe haben über den ganzen Tag gleichmäßig die Ration gefressen.

JOSERA Rinder, Ration wurde übern den gesamten Futtertisch gleichmäßig gefressen

Bild: Die Ration wurde über den gesamten Futtertisch gleichmäßig gefressen (Foto: Kristensen)

Gibt es bei der Umsetzung Risiken?

Neben der optimierten Futteraufnahme werden durch die verringerten Stehzeiten die Klauen entlastet und die Kuh verbringt mehr Zeit im Liegen. Dadurch kann sie besser Wiederkauen und Milch produzieren. Mit all diesen Vorteilen steigen aber auch die Anforderungen an eine gute Liegebox wie Größe, Einstreu und Hygiene um z.B. Abschürfungen, Druckstellen und Entzündungen zu vermeiden, die ansonsten durch vermehrtes Liegen entstehen können. Ein Risiko ist, vor allem im Sommer, die Nacherwärmung des Futters. Das Ziel sollte immer sein eine hohe Grundfutterqualität z.B. durch Einsatz von Siliermitteln zu erreichen, aber auch darüber hinaus sollte über den Einsatz von Frischhaltekonzentraten über die Sommermonate nachgedacht werden. Um Restfuttermengen im Futtermischwagen zu vermeiden, ist es unumgänglich diesen mit Mitnehmern auszustatten. Wer hierzu nicht bereit ist oder sich nicht an die im Protokoll dargestellten Abläufe hält, dem rät Kristensen deutlich von seinem Fütterungssystem ab.

Fazit

Das neue Fütterungssystem bietet eine gute Möglichkeit bei Problemen mit der TMR Stressbelastungen auf die Tiere zu reduzieren. Es stellt eine gute Ergänzung bei dem Streben nach einem höherem Tierwohl, einem störungsfreien Stoffwechsel während der gesamten Laktation, dem Ausnutzen des genetischen Potentials und der damit verbundenen höheren Lebenseffektivität, dar.
Dies ist ein neuer möglicher Ansatz, die Homogenität zu erhöhen und Futterselektion zu minimieren.


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